Erster betreuter Taubenschlag in der Martinikirche eröffnet

Betreute Taubenschläge sind nachweislich die effektivste Methode, um das Stadttaubenproblem in den Griff zu bekommen. Das empfiehlt auch das Ministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz Niedersachsen, dass inzwischen sogar Fördermittel dafür bewilligt. Der Rat der Stadt hat deshalb im Mai 2022 ein neues „Gesamtkonzept zur tierschutzgerechten Populationskontrolle wildlebender Stadttauben in Braunschweig“ einstimmig beschlossen. In der Martinikirche wurde heute der erste von vier geplanten städtischen Taubenschlagstandorten in Betrieb genommen. Die ersten Bewohnerinnen sind bereits eingezogen.

Locktauben Martin und Martina haben ihr neues Zuhause in der Martinikirche bezogen | Fotos: Stadttiere Braunschweig e.V.

Der Taubenschlag, in dem täglich gereinigt wird, bietet 117 Brutplätze und Platz für 250 Tauben. Zur Populationskontrolle werden die Gelege der Tiere gegen Kunststoffeier getauscht. Erfolgreich erprobt wurde das Konzept seit 2019 im Modelltaubenschlag des Vereins auf dem Gelände der Deutschen Bahn. Dort wurden bisher 710 Taubeneier getauscht. Die Beschwerden aus der Bevölkerung wegen Verunreinigung des Fußweges oder Geruchsbelästigung sind inzwischen auf null zurückgegangen.

„Unser großer Dank geht an Pastor Friedhelm Meiners, der unser Taubenprojekt von Anfang an mit Sympathie verfolgte und im November 2020 die Initialzündung gab, den alten Drahtkäfig im Dachgeschoss der Kirche, in dem früher Haustauben gehalten wurden, für das Projekt zur Verfügung zu stellen“, so Beate Gries, Vorständin des Vereins Stadttiere Braunschweig e.V., „andere Pastoren lassen die Tauben töten, die auf ihrer Kirche sitzen. Pastor Meiners gibt den Tieren, die das Symbol des Friedens sind, in seiner Martinikirche ein sicheres Zuhause.“

Oberbürgermeister Thorsten Kornblum, Dezernent Holger Herlitschke und der Rat der Stadt Braunschweig haben mit der Entscheidung, einen anderen Umgang mit den Stadttauben zu finden, den notwendigen Weitblick gezeigt, dass das alleinige Fütterungsverbot in der Vergangenheit mehr Probleme machte und keine nachhaltige Lösung bot.

„Stadtverwaltung, Handwerksfirmen, der städtische Bauhof und die Ehrenamtlichen unseres Vereins haben Hand in Hand aus dem alten Drahtkäfig auf dem Dachboden der Kirche einen Taubenschlag gemacht, in dem wir nun eine professionelle und hygienische Tierbetreuung durchführen können“, freut sich Beate Gries.

Der Verein rechnet mit einer schnellen Besiedelung des Schlages, da ca. 200 Tiere aus dem Umfeld der Kirche bereits seit 2020 am Altstadtrathaus direkt nebenan kontrolliert gefüttert werden. „Sie werden den Einflug schnell finden“ ist Gries sicher, „im überdachten Einflug hat ein Taubenpaar vor 3 Tagen begonnen, ein Nest zu bauen. Die Wohnungsnot der Tauben ist groß. Hier dürfen sie bleiben.“