„Kosmos 482“ vor Wiedereintritt – TU Braunschweig berechnet Eintrittszeitraum

Forschende der Technischen Universität Braunschweig simulieren Rückkehr der sowjetischen Raumsonde

Gezielte Wiedereintrittsvorhersagen für einzelne Objekte werden an der TU Braunschweig mit einem selbst entwickelten Simulationsalgorithmus erstellt. Für die Simulation werden öffentlich verfügbare TLE-Daten (ein standardisiertes Format zur Angabe von Position und Geschwindigkeit eines Satelliten) sowie Vorhersagen zum Weltraumwetter verwendet. Auf Basis dieser Daten können die zukünftigen Positionen des Objekts bis zum Wiedereintritt ermittelt werden.

Die so festgestellten Positionen unterliegen gewissen Abweichungen von der realen Flugbahn des Objekts aufgrund von vereinfachten Annahmen, Abweichungen in den verarbeiteten TLE-Daten und Schwankungen im Weltraumwetter. Deshalb wird ein Zeitintervall berechnet, in dem das Objekt eintreten wird. Je näher der erwartete Wiedereintritt rückt, desto kleiner wird das prognostizierte Zeitfenster. Die Simulation vom 6. Mai 2025 erwartet den Wiedereintritt von „Kosmos 482“ am frühen Samstagmorgen (10. Mai 2025) gegen 4 Uhr mit einer Abweichung von +/-1 Tag.

Entwicklung des Wiedereintrittfensters über die letzten Wochen. Je näher das Event kommt, desto genauer kann das Fenster hervorgesagt werden. Bildnachweis: IRAS/TU Braunschweig

Die Raumsonde wurde im Jahr 1972 im sowjetischen Venera-Programm gestartet und sollte planmäßig eine weiche Landung auf der Venus durchführen. Allerdings hat sie das Gravitationsfeld der Erde nie verlassen. Durch einen Fehler gelangte sie auf eine exzentrische Umlaufbahn. Dort trennte sich der Raumfahrzeugbus von der Eintrittskapsel. Der Bus verglühte bereits vor vielen Jahrzehnten in der Erdatmosphäre. Lediglich die Eintrittskapsel verblieb seither auf einer Umlaufbahn um die Erde.

Die Kapsel der Raumsonde hat eine Masse von 495 Kilogramm und einen Durchmesser von rund einem Meter. Vorausgesetzt, dass der Hitzeschutzschild in den letzten 53 Jahren nicht durch Alterungsprozesse ernsthaft beschädigt wurde, ist es mit hoher Wahrscheinlichkeit anzunehmen, dass die Kapsel den Eintritt in die Erdatmosphäre unbeschadet übersteht. Typische Hitzeschutzmaterialien für solche Kapseln sind Faserverbundwerkstoffe, die aus einer Matrix aus Phenolharz mit eingelagerten Glasfasern bestehen.

Entwicklung der erwarteten Flugbahn des Objekts in den nächsten Tagen. Bildnachweis: IRAS/TU Braunschweig

Zum Abbremsen verfügt die Kapsel über einen Fallschirm. Einige Beobachtungen deuten darauf hin, dass der Fallschirm bereits ausgelöst sein könnte, wobei diese Annahme nicht bestätigt ist. Die TU-Forschenden nehmen an, dass der Fallschirm nicht ausgelöst ist und zudem nicht während des Wiedereintritts ausgelöst werden wird. Aus diesen Annahmen wird ein rein ballistischer Wiedereintritt mit anschließendem Aufprall auf die Erdoberfläche erwartet. Aufgrund der nahezu kugelförmigen Form sowie der bekannten Werte für den Durchmesser und die Masse der Wiedereintrittskapsel stellt sie ein ideales Referenzobjekt für die Validierung von Wiedereintrittsmodellen dar.