Der Derbysieger steckt weiterhin im Abstiegskampf: Befreiungsschlag verpasst
Nach dem Abpfiff von Schiedsrichter Daniel Schlager der Partie am 8. Spieltag gegen Hannover 96 gab es fast nur zufriedene Gesichter bei den 19.919 Besuchern. Das zweite Heimspiel in Folge mit 2:0 gewonnen, wiederum keinen Gegentreffer kassiert, zudem das Spielfeld als Derbysieger verlassen und erstmals in dieser Saison die Abstiegsränge verlassen – die Seele des Braunschweiger Fußballsanhangs feierte Hochkonjunktur. Die Besonderheit des Spiels wurde von den Löwenakteuren von der ersten Minute an angenommen und das Team von Daniel Scherning trat wieder als Mannschaft auf, wo jeder Spieler bereit war, auch nötige Meter für den Mitspieler zu laufen; es zeigte Charakter. Leider machten nur eine Woche später zu viele individuelle Fehler in der 2. Halbzeit das Vorhaben zunichte, das Momentum auszunutzen, um auch bei Hertha BSC zu punkten, und so wurde eine nicht unverdiente 1:0-Halbzeitführung leichtfertig hergeschenkt und die Eintracht kassierte eine unnötige 1:3-Niederlage. Auch im Heimspiel gegen Aufsteiger Preußen Münster wurde der Befreiungsschlag verpasst, sich etwas Luft im Abstiegskampf zu verschaffen. Mit einem frühen Gegenpressing zwangen die Westfalen die Löwen immer wieder zu Abspielfehlern schon im Spielaufbau. Zwar gelang Philippe, unter Trainer Scherning zum Topstürmer gereift, in der 15. Minute mit einer schönen Einzelaktion die Eintrachtführung, doch Münster konnte postwendend den Ausgleichstreffer durch einen nicht unhaltbar erschienenen Distanzschuss erzielen. Einzig ein Lattenkracher von Ehlers brachte den Punktgewinn der Gäste noch einmal in Gefahr; ansonsten gelang es den Löwen trotz Personalkorrektur für die zweite Halbzeit zu selten, hinter die dicht gestaffelte Abwehrreihe der Preußen zu gelangen. Aber nicht nur die verlorenen Punkte gegen den Tabellennachbarn waren nach diesem Nachmittag im Eintracht Stadion schmerzhaft, denn Niklas Tauer musste bereits nach 19 Minuten verletzt das Spielfeld verlassen. Ein inzwischen diagnostizierter Innenbandabriss im linken Knie wird den 23-Jährigen zu einer mehrmonatigen Pause zwingen und somit auch Trainer Scherning bei den kommenden schweren Aufgaben fehlen. Beim Auswärtsspiel in Paderborn treffen die Löwen auf einen Gegner, der daheim in dieser Saison noch kein Spiel verloren hat und zudem nur zwei Tore der Gästemannschaften zuließ. Im folgenden Heimspiel gegen den Hamburger SV gilt es, ähnlich couragiert wie im Derby aufzutreten, um die Punkte in der Löwenstadt zu behalten. Nur wenn die Mannschaft mit Hilfe der Kulisse im ausverkauften Eintracht Stadion den Hansestädtern frühzeitig den Schneid abkaufen kann, ist ein Überraschungserfolg möglich.
Für mehr Gänsehaut-Atmosphäre als die Partie auf dem Rasen sorgte am vergangenen Sonntag der Abschied von Meisterspieler Walter Schmidt, der vor Wochenfrist nach schwerer Krankheit im Alter von 87 Jahren verstorben war. „Sport dein Leben, die Eintracht dein Zuhause. Bis denne Walter!“ Mit einem Transparent ehrte die Fankurve noch einmal die Verdienste des Eintracht-Spielers, der in über 300 Pflichtspielen für die Löwen aufgelaufen war. Auch beim allerersten Bundesliga-Heimspiel der Eintracht am 31.08.1963 ausgerechnet gegen Preußen Münster (1:0) war Walter Schmidt Teil der Eintrachtelf. Nach einer Schweigeminute waren die Ovationen bis zum Himmel zu hören. Seine Bodenständigkeit wäre in der heutigen Zeit manch Fußballprofi zu wünschen.
Noch einmal geehrt wie aber auch den anderen Verstorbenen der Eintracht-Familie gedacht wird auf der Jahreshauptversammlung der Löwen, die am Dienstag, den 12. November in der VW-Halle stattfinden wird. Ab 18 Uhr ist die Teilnahme sowohl vor Ort als auch in hybrider Form von zu Hause aus für alle Mitglieder möglich. In diesem Jahr stehen keine Vorstandswahlen auf der Tagesordnung. Sportliche Erfolge im Vorfeld der Versammlung könnten zu einer guten Stimmung an diesem Abend beitragen.
Topspiel: Der Hamburger SV als nächster Gegner der Eintracht
Die Braunschweiger Eintracht steckt weiter im Tabellenkeller fest und die Aufgaben werden nicht leichter. Mit dem HSV spielen die Löwen gegen ein Top-Team der Liga, das den Aufstieg auf ihre Fahnen geschrieben hat. Trotzdem gilt es, den Kontakt zu der Mannschaft im Tabellenmittelfeld nicht abreißen zu lassen. Jeder Punktgewinn ist wichtig und so gilt es, daheim gegen den Hamburger SV über sich hinauszuwachsen.
Freitag, 08.11.24 18:30 Uhr Eintracht – Hamburger SV
„Wir wollen aufsteigen – Das ist ein klares Ziel!“ Trainer Steffen Baumgart hat das Saisonziel klar formuliert, allerdings versucht sich der ehemalige Bundesliga-Dino bereits im siebten Versuch an dieser Aufgabe. Mit 18 Punkten liegen die Hansestädter zwar punktemäßig im Soll, konnten aber gerade auswärts nicht immer überzeugen. Nach der 2:4-Niederlage in Elversberg fand daher der neue Sportchef Stefan Kuntz deutliche Worte: „Bei Elversberg stand eine Mannschaft auf dem Platz!“ Nur zwei Auswärtssiege in dieser Saison sind zu wenig, um die Liga zu dominieren. Mit Moral und Kampfgeist könnte auch die Eintracht dem HSV den Schneid abkaufen, um nach zehn langen Jahren wieder einen Sieg gegen die Gäste einzufahren. Verzichten muss Trainer Baumgart auch beim Gastspiel an der Hamburger Straße in Braunschweig auf seinen Topstürmer Robert Glatzel, der nach einem Sehnenabriss für mehrere Monate ausfällt. Glatzel konnte in den ersten sechs Saisonspielen bereits sieben Treffer erzielen. Mit Davie Selke und Königsdörfer ist die Offensive des HSV aber trotzdem erstklassig besetzt. Beide erzielten ebenso viele Treffer (11) wie die gesamte Eintracht-Mannschaft. Das Spiel der Eintracht wird vor ausverkauftem Haus unter Flutlicht ausgetragen.
Sonntag, 24.11.24 13:30 Uhr Kaiserslautern – Eintracht
Nach dem feststehenden Klassenerhalt demontierte der 1. FC Kaiserslautern im letzten Saisonspiel die Eintracht und gewann auf dem heimischen Betzenberg mit 5:0. Allerdings setzte Trainer Scherning auch viele Spieler ein, die den Verein verlassen mussten. Zuvor konnten die Löwen sechs Mal in Folge den Betzenberg ungeschlagen verlassen. In dieser Saison spielen die Roten Teufel auswärts erfolgreicher als im heimischen Stadion und konnten zuletzt sogar beim Tabellenführer in Düsseldorf mit 4:3 gewinnen. Erst einen Heimsieg hat das Team von Trainer Markus Anfang zusammen mit dem treuen Pfälzer Anhang feiern können; sonst wäre die Mannschaft unter den Topteams der Liga platziert.
Samstag, 30.11.24 13:00 Uhr Eintracht – Jahn Regensburg
Wie zuletzt gegen Preußen Münster heißt es für die Löwen gegen den Wiederaufsteiger Jahn Regensburg: Verlieren verboten! Die Bayern sind der einzige Verein, der in dieser Saison auswärts noch punktlos geblieben ist. Nach der zuletzt deftigen 3:8-Niederlage beim 1. FC Nürnberg haben die Verantwortlichen in Regensburg die Reißleine gezogen und Aufstiegstrainer Joe Enochs von seinen Aufgaben entbunden. Regensburg konnte insgesamt erst vier Tore erzielen; dreißig Mal durfte sich der Gegner über einen Treffer freuen. Mit nur vier Punkten sind die Oberpfälzer das Schlusslicht der zweiten Liga.
Inhalt: Matthias Schumacher