Braunschweig, 16. November 2024
- Ramírez-Team trifft 48 Prozent der Dreier
- Löwen lassen nach der Halbzeit nur 35 Punkte zu
- Arnas Velička kommt auf Double-Double
Was für ein Spiel und was für ein wichtiger Sieg der Basketball Löwen Braunschweig! Nach vier easyCredit BBL-Niederlagen in Folge hat die Mannschaft von Headcoach Jesús Ramírez am Samstagabend in beeindruckender Art und Weise den Tabellendritten NINERS Chemnitz mit 82:74 (42:39) in die Knie gezwungen. Die Löwen lagen vor 4.240 Zuschauenden in der Volkswagen Halle Mitte des zweiten Viertels bereits mit zwölf Punkten hinten, ehe die Umstellung auf eine Zonenverteidigung den Rhythmus der erfahrenen Gäste brach. Das Ramírez-Team schnappte sich das Momentum und zog angetrieben von einem starken Arnas Velička bis auf 57:45 nach der Pause davon. Zwar kamen die NINERS nochmal näher heran, doch brachten die Löwen mit Willen, Physis und Treffsicherheit den Sieg vor dem bevorstehenden FIBA-Fenster verdient und souverän über die Ziellinie. Velička war nicht nur Topscorer mit 20 Punkten, sondern legte auch noch zehn Assists auf. Bei den Gästen war Aher Uguak am erfolgreichsten (17).
Nachdem die Löwen fahrig mit vier Ballverlusten ins Spiel gestartet waren, kam mit der Einwechselung von Arnas Velička mehr Struktur rein und damit entstanden auch gute Würfe. Die nutzte vor allem „Ferdi“ Zylka, der sofort ein heißes Händchen hatte. In Abwesenheit des weiterhin fehlenden TJ Crockett Jr. (Adduktorenbeschwerden) versenkte der Guard in den ersten Minuten drei Dreier und gab seiner Mannschaft damit gleich einen positiven Schub. Zylka war nach sechs Minuten für elf von 14 Löwen-Punkten verantwortlich, ehe seine Mannschaft ins Straucheln geriet. Das war der guten Chemnitzer Verteidigung geschuldet, die den Weg zum Korb dicht machte und weitere Ballverluste erzwang. Gleichzeitig gelang es den Löwen nicht, die Gäste zu stoppen. Egal, ob aus der Mitteldistanz oder mit Zug zum Korb – die NINERS punkteten und zogen über einen viertelübergreifenden 13:0-Lauf davon (14:24, 11. Min.).
Doch nach einer Braunschweiger Auszeit und einer Umstellung auf Zonenverteidigung drehte sich das Blatt. Das „…hat Chemnitz gestoppt und ihren Rhythmus gestört. Sie hatten viel mehr Zweifel in ihren Aktionen“, sagte Ramírez. Sein Team zeigte das Gegenteil davon. Das tankte über die Verteidigung weiter Selbstvertrauen und spielte wieder energischer. Außerdem hatten die Löwen in Arnas Velička einen Regisseur, der unglaublich viel Dynamik und Biss ins Spiel brachte. Er kreierte für seine Mitspieler, setzte auch defensiv mit einem Block ein Zeichen und machte das Spiel schnell. Seine Energie übertrug sich auf sein Team und das blies zur Aufholjagd. Hinten gab es für die NINERS kein Durchkommen mehr und vorne punktete insbesondere Tre Mitchell. Innerhalb von vier Minuten drehten die Löwen über einen 13:0-Lauf das Spiel und gingen mit einer 42:39-Führung in die Halbzeit.
Nach dem Wiederanpfiff blieb das Momentum auf Braunschweiger Seite. Der ebenfalls starke Sananda Fru & Co. machten die Würfe des Tabellendritten weiterhin schwer, was sich in sinkenden Trefferquoten widerspiegelte. Vor allem der häufig genommene Dreier fiel bei den Gästen gegen die Zonenverteidigung nur sporadisch, während die Löwen offensiv im „Flow“ waren. Velička ging immer wieder mit allem, was er hat, zum Korb, schaffte damit Raum oder zog mehrfach Fouls. Er sorgte zusammen mit Fru und Mitchell, die sich regelmäßig in Brettnähe durchsetzen konnten, für wichtige Punkte zum 57:45 (24. Min.). NINERS-Coach Rodrigo Pastore hatte nach dem Spiel klare Worte für die Leistung seiner Mannschaft bis zu diesem Zeitpunkt gefunden, sah aber auch, dass die wieder zurück ins Spiel fand. Das lag vor allem an einer Phase von verpassten Korbchancen der Löwen und einigen, nicht-forcierten Ballverlusten. So kamen die Chemnitzer um die Ex-Löwen Nicholas Tischler und DeAndre Lansdowne bis auf vier Punkte heran, ehe Martin Kalu mit Ablauf der Uhr einen wichtigen Dreier zum 65:58 traf (30. Min.).
Im letzten Viertel blieb es eng, was insbesondere an mehreren zweiten Chancen lag. „Das Schlechte an der Zone war unser Rebounding“, sagte Ramírez nach dem Spiel und thematisierte die vielen Offensiv-Rebounds der Gäste in der zweiten Halbzeit. Die hatten sie im dritten Viertel noch nicht gut genutzt und machten das jetzt besser: Die Chemnitzer erzielten ihre ersten sechs Punkte durch zweite Chancen. Neun gelangen ihnen im vierten Viertel insgesamt, doch hatten die Löwen die richtigen und wichtigen Antworten parat. Die spielten weiterhin kollektiv entschlossen, schnell, erzwangen Freiwürfe und blieben treffsicher – auch von außen. Auf diese Weise hielten sie ihren Vorsprung bei mindestens fünf Punkten und konnten sich auch in der Schlussphase auf Arnas Velička verlassen. Der Topscorer der Partie hatte nach dem 74:69 einen Dreier getroffen (35. Min.) und zwei Minuten später mit dem nächsten erfolgreichen Distanzwurf zum 80:71 die Entscheidung der Partie herbeigeführt.
Trainerstimmen zum Spiel:
Jesús Ramírez (Basketball Löwen Braunschweig): „Ich denke, unsere Umstellung auf die Zonenverteidigung hat Chemnitz gestoppt und ihren Rhythmus gestört. Sie hatten viel mehr Zweifel in ihren Aktionen. Das Schlechte an der Zone war unser Rebounding. Sie haben in der zweiten Hälfte neun Offensiv-Rebounds geholt, weshalb wir unsere Verteidigungsvarianten wechseln mussten. Das hat das Momentum verändert. Offensiv haben die Spieler heute Stolz und Charakter gezeigt und die Spielzüge gefinished. Wir haben unsere Würfe auch gut getroffen, was ein Beleg für Selbstvertrauen und Fokus ist. Arnas Velička hat seine Mitspieler zudem gut in Szene gesetzt und insgesamt war es von uns von der Verteidigung bis zur Offensive ein ziemlich komplettes Spiel. Ich gratuliere meinem Team zu dieser Leistung und wünsche Chemnitz noch alles Gute für die weitere Saison.“ Rodrigo Pastore (NINERS Chemnitz): „Es sah von Anfang an danach aus, dass Braunschweig und speziell Ferdinand Zylka vom FIBA Europe Cup-Spiel Selbstvertrauen beim Dreipunktewurf mitgenommen haben – und damit hatten sie zuletzt gehadert. Wir konnten zunächst alle anderen kontrollieren und uns einen 10-Punkte-Vorsprung erspielen. Aber das hat sich Ende des zweiten Viertels ziemlich schnell geändert. Ihre zweiten Chancen, unsere Unfähigkeit im Eins-gegen-Eins oder offene Würfe zu treffen und uns zweite Chancen zu erarbeiten sowie ihr gutes ,Open Court‘-Spiel war die Situation, mit der wir in die Kabine gingen. Im dritten Viertel ging es zunächst so weiter, bis es den Anschein machte, als wären wir am Leben. Wir hätten auf zwei Punkte herankommen können. Aber Braunschweig hat schwere Würfe getroffen und war heute das bessere Team. Wir müssen mit mehr Selbstvertrauen spielen und müssen auf allen Positionen durchsetzungsstärker in unseren Aktionen sein. Also, Glückwunsch an Braunschweig zum Sieg, bei ihnen haben viele Spieler sehr gut gespielt. Wir hatten nicht die Teamleistung, die man haben muss, um auswärts in der BBL zu gewinnen.“
Basketball Löwen: Schröder, Mitchell 16 (3 Ballgewinne), Aydinoglu n.e., Ščuka 4 (2 geblockte Würfe), Zylka 16, Velička 20 (5 Rebounds, 10 Assists), Fru 14 (3 Assists), Flanigan, Njie 6, Kalu 6 (5 Rebounds), Schilling.
NINERS Chemnitz: Uguak 17, Garrett 9, Richter, Christmas 7, Lansdowne 5 (5 Rebounds, 4 Assists), Bailey Jr. 10, Nkamhoua 11, Koppke, Edigin 9 (5 Rebounds), Tischler 6, Bedime n.e..