Fallstricke bei der Planung der eigenen Solaranlage

Immer mehr private Haushalte und Unternehmen nutzen Photovoltaik zur Stromerzeugung. Laut Statistischem Bundesamt waren im MĂ€rz 2022 insgesamt 2,2 Millionen Photovoltaikanlagen auf deutschen DĂ€chern und GrundstĂŒcken installiert. Somit ist die Zahl der Anlagen seit Januar 2018 um knapp 34 Prozent gestiegen. Doch auf dem Weg zur grĂŒnen Energie fĂŒr das eigene Zuhause können Einsteiger leicht in die Fehlerfalle tappen. „Damit eine PV-Anlage wirtschaftlich arbeitet und optimal zum Bedarf des Haushalts passt, ist eine exakte Planung notwendig“, weiß Alexander Vocale, GeschĂ€ftsfĂŒhrer der Solar-Stunde GmbH. Er kennt typische Fallstricke, die es dabei zu vermeiden gilt.

Haus mit Solaranlage

Fehler 1: Die Solaranlage falsch platziert
Damit möglichst viel Sonnenstrahlen auf die Solarmodule treffen, spielen die Ausrichtung und der Neigungswinkel der Module eine entscheidende Rolle. „Optimal ist eine Ausrichtung nach SĂŒden bei einem Neigungswinkel von 30 Grad. Damit erzielt die Anlage die grĂ¶ĂŸten ErtrĂ€ge, weil der Einstrahlungs- und Reflektionsverlust am geringsten ist. Auch kann der Regen Laub, Sand und andere Verschmutzungen leicht abspĂŒlen. DafĂŒr wird bei SteildĂ€chern die vorhandene Dachneigung genutzt, bei einem Flachdach werden die Module aufgestĂ€ndert“, erklĂ€rt Vocale. Sinnvolle Alternativen bilden Ausrichtungen nach SĂŒdwesten oder SĂŒdosten bei einem Neigungswinkel von circa 45 Grad. Hierbei sinkt der Ertrag nur um circa fĂŒnf bis zehn Prozent. Besonders flache oder steile Winkel oder Ausrichtungen nach Norden sollten möglichst werden. Dadurch trifft bedeutend weniger Sonnenlicht auf die Module, was ihre Leistung beeintrĂ€chtigt.

Fehler 2: Nicht auf Verschattung geachtet
„Bei der Standortwahl gilt es, verschattete Bereiche auszusparen und dort lieber auf einzelne Module zu verzichten“, rĂ€t Vocale. Jegliche Verschattung bedeutet eine gravierende Leistungsverringerung der Anlage. Zwar werden BĂ€ume und NachbargebĂ€ude meist als Schattenspender erkannt, andere Objekte wie Schornsteine, Antennen, SatellitenschĂŒsseln, Masten, Straßenlaternen oder HĂŒgelkuppen jedoch hĂ€ufig ĂŒbersehen. Auch sollte die Standortwahl nicht erfolgen, wenn die BĂ€ume entlaubt sind. Hilfreich ist der Einsatz eines Sonnenbahnindikators, um mögliche Beschattungen zu lokalisieren.

Fehler 3: Die DachflÀche falsch berechnet
Bei der Berechnung der Dach- bzw. MontageflĂ€che sollte ein genaues Aufmaß vor Ort durch einen Fachbetrieb erfolgen. Alte BauplĂ€ne sind hĂ€ufig ungenau und Umbauten oder Sanierungen oft nicht hinreichend dokumentiert. Falsche Maße fĂŒhren dazu, dass die AnlagengrĂ¶ĂŸe nicht passt. „FĂŒr die Berechnung mĂŒssen SchattenflĂ€chen und Elemente wie Schornsteine, Fenster und SatellitenschĂŒsseln abgezogen werden“, betont der Solar-Experte. Ein gewisser Randabstand zur Dachkante sorgt dafĂŒr, dass der Wind nicht von den Seiten unter die Module gelangt und sie aus ihrer Verankerung reißt.

Fehler 4: Die Beschaffenheit des Dachs ignoriert
Nicht jedes Dach ist stabil genug, um das Gewicht einer Solaranlage zu tragen. Wird die Dachstatik nicht im Voraus geprĂŒft oder auf einem sanierungsbedĂŒrftigen Dach gearbeitet, kann es passieren, dass das Dach diese Belastungen nicht aushĂ€lt. Mit den Modulen, der Unterkonstruktion, dem Befestigungsmaterial und den Montagearbeiten kommt viel Gewicht zusammen. Auch die regionstypischen Wind- und Schneelasten sowie die Last durch Starkregen gilt es einzukalkulieren. Da die Lebensdauer einer Solaranlage circa 20 bis 30 Jahre betrĂ€gt, sollten Erneuerungen und Reparaturarbeiten am Dach vor der Montage erfolgen. „Heute stehen Eigenheimbesitzer vor vielen Möglichkeiten, eine individuelle Lösung fĂŒr ihr Zuhause zu finden. Wichtig ist es, die Gegebenheiten vor Ort genau zu betrachten und darauf zu reagieren. Neben der klassischen Dachanbringung können Module beispielsweise auch an der Hausfassade, auf der Garage oder im Garten montiert werden. Oder man wĂ€hlt Solardachziegel, die bereits mit Photovoltaik ausgestattet sind“, berichtet Vocale.

Fehler 5: Den Eigenbedarf falsch kalkuliert
FĂŒr den Eigenverbrauch vorgesehene PV-Anlagen sollten im Idealfall so dimensioniert sein, dass sie den Strombedarf möglichst punktgenau decken. Richten Planer ihre Anlage nur nach dem derzeitigen Energiebedarf aus, wird sie in den meisten FĂ€llen zu klein. FĂŒr eine optimale Auslegung gilt es, auch den kĂŒnftigen Verbrauch abzuschĂ€tzen. Geplante Anschaffungen wie der Kauf eines Elektroautos, die Installation einer WĂ€rmepumpe oder einer Klimaanlage, aber auch die Berufs- und Familienplanung oder bauliche Entwicklungen am Haus sind als wichtige Aspekte einzubeziehen. Fehlberechnungen fĂŒhren zu einer falschen Dimensionierung der Anlage. „Deswegen stellen wir unseren Kunden umfassende Fragen zu ihren PlĂ€nen und Zielen, TagesablĂ€ufen, genutzten GerĂ€ten und Gewohnheiten im Alltag. So können wir eine optimale, auf ihre BedĂŒrfnisse zugeschnittene Lösung entwerfen. Dazu gehören auch Ă€sthetische AnsprĂŒche, Kostenvorstellungen oder individuelle Extras“, erklĂ€rt Vocale.

Fehler 6: Unzureichender Wechselrichter und Batteriespeicher
Wer seinen erzeugten Strom selbst dann nutzen möchte, wenn die Anlage nicht aktiv produziert, benötigt einen Speicher. Ist der jedoch zu klein, wird der Strombedarf bei schlechtem Wetter nicht ausreichend gedeckt. Bei gutem Wetter ist er schnell voll und weitere ĂŒberschĂŒssige Energie geht ungenutzt verloren. Auch Wechselrichter- und AnlagengrĂ¶ĂŸe mĂŒssen genau aufeinander abgestimmt sein. Der Wechselrichter ĂŒbernimmt die Umwandlung des von der Anlage produzierten Stroms in nutzbaren Wechselstrom und beeinflusst die Anlagenleistung entscheidend. Ist er zu klein, ĂŒberlastet und ĂŒberhitzt er schnell. „Wenn die von der Anlage erzeugte Leistung zu hoch fĂŒr den Wechselrichter ist, begrenzt er die eingehende Leistung und schrĂ€nkt somit den Wirkungsgrad der Anlage ein“, erlĂ€utert Vocale. Sind Speicher oder Wechselrichter zu groß, passen sie nicht zum Bedarf und treiben die Kosten der Solaranlage unnötig in die Höhe. Dadurch verschiebt sich die Amortisation noch weiter nach hinten.